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Emil Fischer im Alter
von ca. 30 Jahren

Emil Fischer

In unmittelbarer Nähe des Emil-Fischer-Gymnasiums, auf der Kölner Straße, stand das Geburtshaus unseres Namenspatrons. Als es im letzten Krieg den Bomben zum Opfer fiel, blieb glücklicherweise eine Gedenktafel erhalten, die an dem jetzt neu errichteten Wohnhaus Kölner Straße 19 angebracht ist. Dort ist zu lesen: „In diesem Hause wurde am 9. Oktober 1852 Emil FISCHER, einer der größten Meister auf dem Gebiete der organischen Chemie, geboren.“

 Zur Person

Unser Gymnasium hat doppelt Grund, sich Emil-Fischer-Gymnasium zu nennen. Einmal war Emil Fischer ein weltberühmter Sohn unserer Stadt, zum anderen ist er auch ein „Ehemaliger“ unserer Schule, denn er kam mit 9 Jahren auf diese damals vierklassige „Höhere Bürgerschule“ in der Klosterstraße, die 1851 gegründet wurde und aus der unser Gymnasium entstanden ist. Nach Absolvierung der Bürgerschule besuchte Emil Fischer das Gymnasium in Wetzlar. Die Primajahre verbrachte er am Gymnasium in Bonn. Er war der jüngste seiner Klasse und zugleich Primus, und er bestand sein Abitur mit Auszeichnung. Er hatte nun den Wunsch, Physik und Mathematik zu studieren, fand aber bei seinem praktisch denkenden Vater wenig Verständnis. Diesem erschien mit Rücksicht auf seine Spinnerei in Wißkirchen das Studium der Chemie nutzbringender. Vor der akademischen Laufbahn verlangte er aber noch eine kaufmännische Ausbildung in der Hoffnung, vielleicht noch einen Kaufmann aus Emil zu machen. Daher schickte er ihn in die Lehre zu seinem Schwager Friedrichs in Rheydt, der dort ein ertragreiches Holzgeschäft besaß. Der Schwager war alles andere als erfreut. So ein miserabler Lehrling war ihm noch nie durch die Hände gegangen. „Aus dem Jungen wird nie etwas“, äußerte er entrüstet zu Verwandten und Freunden, und sein Vater sagte damals: „Der Junge ist zum Kaufmann zu dumm, so soll er doch in Gottes Namen studieren!“
Ostern 1871 begann nun Emil Fischer sein akademisches Studium in Bonn, wo er die Vorlesung des berühmten August Kékulé hörte. Die Dürftigkeit des physikalischen Unterrichts veranlaßte ihn jedoch, die Universität zu wechseln und im Herbst 1872 nach Straßburg zu gehen. Dort wurde er Schüler des damals als besonders tüchtig bekannten Chemikers Adolf von Baeyer. Bei ihm promovierte er im Sommer 1874, erst 22 Jahre alt. Kurz danach wurde er im Baeyerischen Institut als Assistent der organischen Abteilung angestellt. Als v. Baeyer 1875 als Nachfolger von Liebig nach München berufen wurde, folgte Fischer seinem Lehrer, kehrte aber bald nach Straßburg zurück. Er blieb aber nur ein Semester dort, weil er nicht die erhoffte berufliche Förderung fand. Er ging wieder nach München, wo er sich 1878 habilitierte. 1879 erhielt er das Extraordinarat für analytische Chemie. 1882 erging an Fischer ein Ruf auf den Lehrstuhl für Chemie nach Erlangen. Von dort wurde er nach Würzburg berufen, wo er nach heftigen Kämpfen mit dem bayerischen Landtag den Neubau eines chemischen Instituts durchsetzte. 1889 wurde Fischer Nachfolger des großen Chemikers Hofmann an der Universität in Berlin.
Kleine Erläuterung zu seinem Tod: „Am 11. Juli zwangen ihn heftige Schmerzen, zu Hause zu bleiben. Die ärztliche Diagnose lautete: Inoperabeles Darmkarzinom. Um dem mit dieser Krankheit verbundenen Hinsichen zu entgehen, beendete Emil Fischer am 15. Juli 1919 mittels Blausäure selbst das Leben.“ (Quelle: Remane, Horst. „Emil Fischer, Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner“ Band 74 BSB B.G. Teubner Verlagsgesellschaft 1984 Leipzig.) Emil Fischer hat sich also mit 67 Jahren das Leben genommen.

Der Forscher und seine Leistungen

Da es im Rahmen dieses kurzen Aufsatzes unmöglich ist, die Bedeutung Emil Fischers als Forscher und Gelehrter auch nur annähernd zu würdigen, bleibt mir nur übrig, eine kurze Übersicht über seine Forschungsarbeit zu geben. Als Assistent von A. v. Baeyer fand Fischer eine äußerst wichtige aromatische Base, das Phenylhydrazin, das ihm auch bei seinen späteren Arbeiten als wertvolles Hilfsmittel diente. In Erlangen stellte er mit einem Assistenten des Internisten Wilhelm Leube Versuche über den menschlichen Geruchssinn an und wies nach, daß der Geruchssinn ein unglaublich wichtiger Indikator des menschlichen Organismus ist. In seiner Straßburger Zeit stellte er in Zusammenarbeit mit seinem Freund Freiherrn von Mering die bekannten Schlafmittel Veronal, Medinal und Luminal her und einige Jahre später die Medikamente Sajodin und Sabromin, Mittel gegen Syphylis, Arteriosklerose und Bronchialasthma. Fischer hat sich auch bemüht, ein Mittel gegen Krebs zu finden. Der Weltkrieg 1914-18 verhinderte die weitere Verfolgung dieses Zieles. Von großer Bedeutung sind die Arbeiten Fischers über die Verbindungen der Harnsäure-Gruppe. Man kann sie unbedenklich als die vollkommenste Leistung bezeichnen, die je auf organisch-chemischem Gebiet vollbracht worden ist. 3½ Jahrzehnte widmete Fischer den Zuckern. Auf einer 1890 in Berlin tagenden Sitzung der Deutschen Chemischen Gesellschaft erstattete Fischer einen zusammenfassenden Bericht über den Stand seiner Zuckerforschung. Danach rückte er an die erste Stelle unter den Chemikern Deutschlands. 1906 hielt Fischer in der Deutschen Chemischen Gesellschaft einen Vortrag über Aminosäuren, Polypeptide und Proteine. Dieser Vortrag rief eine starke Bewegung in gelehrten und ungelehrten Kreisen hervor. „Künstliches Eiweiß“ verkündeten die Schlagzeilen in der Presse. Fischer hat die wesentlichen Abbaubestandteile der Eiweißstoffe gefunden. Er ging dann an die systematische Wiedervereinigung der Spaltstücke. So hat er annähernd 100 eiweißartige Stoffe in vielfältiger Variation der Komponenten synthetisch bereitet. Nach seinen Eiweißforschungen wandte Emil Fischer sich den Gerbstoffen zu, und auch auf diesem Gebiet hat er die Chemie um wichtige Kenntnisse bereichert. – Neben seiner Tätigkeit im Labor wurde Emil Fischer beansprucht durch seine Zugehörigkeit zur Philosophischen Fakultät und zur Akademie der Wissenschaften sowie durch seine Verpflichtungen als Vorstandsmitglied der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Auf seine Initiative hin wurde das Institut für Kohleforschung in Mülheim errichtet. Er war Mitglied oder Ehrenmitglied fast sämtlicher in- und ausländischer naturwissenschaftlicher und auch anderer akademischer Gesellschaften. 1902 wurde er mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Ihm zu Ehren wurde 1912 von Geheimrat Carl Duisburg die Emil-Fischer-Medaille gestiftet, die für die Verdienste um die organische Chemie verliehen wird.

Wenn dieser Bericht trotz seiner Unvollständigkeit einen Eindruck von der Größe Emil Fischers vermittelt hat, so hat er seinen Zweck erfüllt, nämlich zu erweisen, daß unser Gymnasium stolz sein darf, seinen Namen zu tragen.

Bild und Text entnommen aus der Festschrift zur feierlichen
Übergabe des neuen Emil-Fischer-Gymnasiums an die Schüler.
Herausgeber: Stadtverwaltung Euskirchen, Pressestelle
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